Bilanzierung bei hybriden Unternehmen – Eine fachbereichsübergreifende Spurensuche

[:de]Hybride Unternehmen (oder Social Entrepreneurs) zielen neben der Vermarktung ihrer Produkte und Dienstleistungen auch auf einen sozialen oder ökologischen Beitrag ab und charakterisieren sich durch ein hybrides Geschäftsmodell. Wirtschaftliche Profitziele sind neben einer „sozialen Rendite“ in der Unternehmensvision verankert. Innovative Ideen werden nicht nur für den Eigenzweck des Unternehmens, sondern auch für die Gesellschaft und Umwelt umgesetzt, um so Problemlösungen in ganzheitlicher Verantwortung anbieten zu können. Ein Beispiel aus Österreich ist Sonnentor oder das Unternehmen VAUDE aus Deutschland.

Die Bilanzierung des Wertes, der für die Gesellschaft geschaffen wird, wird in der Literatur als sehr wichtig angesehen. Gemäß den Vorstellungen der Europäischen Kommission sind „von der Wiege zur Wiege“ Nachhaltigkeitsaspekte zu integrieren (siehe Stichwort dazu Life-Cycle-Controlling). Modelle zur Bilanzierung gibt es auch schon einige, z.B. den Global Reporting Initiative Standard (GRI) oder den Ansatz der Gemeinwohlökonomie, eine in Südtirol/Norditalien bereits stark etablierte Praxis.

Dennoch hinkt die Etablierung in der Wirtschaft der wissenschaftlichen Diskussion hinterher. Schwierigkeiten in der Umsetzung gibt es v.a.  in der Bewertung, Datensammlung und Festlegung von objektiven Messkriterien.

Praxisprojekt

Wir von den Fachbereichen Marketing und Controlling am Studiengang Betriebswirtschaft wollten wissen, welche Bilanzierungsmodelle bei hybriden Geschäftsmodellen hauptsächlich angewandt werden, welche Informationen in welchem Detailgrad präsentiert werden und ob es Unterschiede je nach Unternehmensgröße gibt.

Vorgehensweise

Durch sekundäre Forschung:

  • Identifizierung von hybriden Unternehmen im deutschsprachigen Raum (D, A, CH, Südtirol).
  • Analyse der Nachhaltigkeitsberichte von 21 Unternehmen aus Handel, Produktion und Dienstleistung. Untersucht wurde: Welche Informationen sind enthalten? Wie wird ‚Nachhaltigkeit‘ dargestellt? In welchen Bereichen? Wie wird gemessen?

Durch Tiefeninterviews mit Controllern / Eigentümern etc.

  • Identifikation von Erfolgsfaktoren in der Umsetzung dieses Nachhaltigkeitscontrolling (Was waren Schwierigkeiten? Wo waren hauptsächliche Problemfelder? Was muss man tun, um die Umsetzung zu fördern? Was können andere Unternehmen lernen, etc.)

Resultate

57 % der untersuchten Unternehmen verwenden für die Erstellung ihrer Nachhaltigkeitsberichte die Global Reporting Initiative Standards (GRI). Diese Standards dienen als Richtlinien für die Erstellung der Nachhaltigkeitsberichte, um Transparenz und damit eine Vereinfachung der Vergleichbarkeit zu schaffen. Es ist ebenso erkennbar, dass der Fokus hier vor allem auf die „Core – Options“ gelegt wird. Vorwiegend große Unternehmen beziehen ihre Berichterstattung auf diese Standards, wobei das kleinste Unternehmen in der Stichprobe, die meisten Anforderungen erfüllte. Ein Drittel der Stichprobe ließ den Nachhaltigkeitsbericht durch externe Stellen prüfen. Die Berichte werden meist im Jahres- oder Zweijahresrhythmus erstellt.

Ein wesentlicher Bestandteil der Nachhaltigkeitsberichte sind die Corporate Social Responsibility Aktivitäten der Unternehmen. 85 % der analysierten Unternehmen nennen und beschreiben in ihren Nachhaltigkeitsberichten Aktivitäten, mit denen sie sozial Verantwortung übernehmen. Handelsunternehmen betonen in ihren Berichten den nachhaltigen Einsatz von Ressourcen. Produktionsunternehmen stellen Mitarbeiter in den Fokus und sprechen nachhaltiges Wachstum an. Als Indikatoren für die Evaluierung der CSR-Aktivitäten werden von den Unternehmen nicht-finanzielle Kennzahlen herangezogen. In den Nachhaltigkeitsberichten liegt der Fokus hierbei auf ökologischen, sozialen und ökonomischen Kennzahlen.

Die Abfallwirtschaft wird nur bei großen Unternehmen angesprochen. Luftverschmutzung und Ressourcenverbrauch, sowie Mitarbeiterfluktuation und Frauenanteil thematisieren hingegen Unternehmen aller Größen. Große Unternehmen ermitteln jedoch ein breiteres Spektrum an Kennzahlen.  Nur zwei Unternehmen gaben an, dass Nachhaltigkeitsziele auch vergütungsrelevant sind. Alle anderen Unternehmen machten dazu keine Angaben. Relativ wenige KMUs veröffentlichen Nachhaltigkeitsberichte. Die KMU in der Stichprobe verfolgen durchwegs Qualitätsführerschaft als Strategie und zeigen eine starke Fixierung auf Nachhaltigkeit.

Die Tiefeninterviews ergaben, dass für die Erstellung der Nachhaltigkeitsberichte die Unterstützung der Geschäftsführung ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist. Darüber hinaus ist eine gute Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Abteilungsleitern und der zuständigen Stelle des Nachhaltigkeitsmanagements notwendig. Probleme bei der Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten werden in erster Linie in der Zusammenarbeit der betroffenen Abteilungen gesehen. Vor allem die Bereitstellung von Daten für die Berichterstellung ist ausschlaggebend.

 

Allgemeine Informationen

Auftraggeberin:

Christine Vallaster (Fachbereich Marketing & Relationship Management)

Coach:

Martina Sageder (Fachbereich Controlling & Finance)

Projektmitglieder:

Lukas Farnhammer, Romana Greil, Arne Kronberg, Julia Lindner

Projektlaufzeit:

01.07.2016 bis 22.01.2017

 [:en]Hybrid Enterprises (or Social Entrepreneurs) pursue a social or ecological purpose in addition to marketing their products and services and are characterised by a hybrid business model. Commercial profit targets are anchored alongside a “social return” in the corporate vision. Innovative ideas are implemented not only for the enterprise’s own financial gain, but also in the interest of society and the environment in order to offer solution approaches against the background of holistic responsibility. Examples include Sonnentor from Austria and VAUDE from Germany.

Literature considers reporting the value created for society to be very important. According to the concept of the European Commission, sustainability aspects should be integrated “from cradle to cradle (see also the keyword Life-Cycle Controlling). A few reporting models already exist, for instance the Global Reporting Initiative Standard (GRI) or the Economy for the Common Good  approach, a method already well establish in South Tyrol and Italy.

However, establishing the approach in the economy is lagging behind the academic debate. Some of the problems facing implementation lie in the assessment, data collection and definition of objective measurement criteria.

Practical project

The Departments for Marketing and Controlling of the Business Management degree programme wanted to know which reporting methods are mainly used in hybrid business models, what information is presented in which degree of detail and whether there are any differences in relation to the size of the enterprise.

Approach

Through secondary research:

  • Identification of hybrid enterprises in the German-speaking region (D, A, CH, South Tyrol).
  • Analysis of sustainability reports from 21 enterprises in the fields of trade, production and service. Areas of investigation: What information is contained? How is ‘sustainability’ presented? In what areas? How is it measured?

Through in-depth interviews with controllers / owners, etc.

  • Identification of success factors concerning the implementation of sustainability controlling (what difficulties were there? Where did the main problems lie? What needs to be done to promote implementation? What can other enterprises learn from it, etc.)

Results

57% of the researched enterprises use the Global Reporting Initiative Standards (GRI) to produce their sustainability reports. These standards serve as guidelines for the production of sustainability reports to create transparency and therefore simplify comparability. It is also apparent that the emphasis here is placed first and foremost on “core operations”. It is predominantly large corporations that refer to these standards for their reporting, whereby the smallest enterprise in the random sample fulfilled the most criteria. One third of sampled companies had their sustainability reports audited by external experts. Reports are usually drawn up annually or every two years.

Corporate social responsibility activities are a major component of the sustainability reports published be enterprises. 85% of the analysed corporations name and describe in their sustainability reports the activities they undertake within the scope of adopting social responsibility. Trading enterprises emphasise the sustainable use of resources in their reports. Production companies focus on their employees and address sustainable growth. The companies reference non-financial KPIs as indicators for evaluating CSR activities. In this regard, sustainability reports focus on ecological, social and economic performance indicators.

Waste management is addressed by large corporations only. In contrast, air pollution, resource consumption, employee fluctuation and the proportion of women are subjects addressed by enterprises of all sizes. Large corporations, however, convey a broader spectrum of performance indicators.  Only two enterprises said that sustainability objectives are also of relevance to pay. None of the others provided any information on the subject. Relatively few SMEs publish sustainability reports. The SMEs in the sample all pursue quality leadership as a strategy and display a strong alignment with sustainability.

The in-depth interviews show that management support is a major success factor for the creation of sustainability reports. In addition, good cooperation between department heads and the persons responsible for sustainability management is another necessity. Cooperating with the departments concerned is seen as the predominant problem affecting the production of sustainability reports. The provision of data required for reporting is the decisive factor in this regard.

 

General Information

Client:

Christine Vallaster (Department of Marketing & Relationship Management)

Coach:

Martina Sageder (Department of Controlling & Finance)

Project Members:

Lukas Farnhammer, Romana Greil, Arne Kronberg, Julia Lindner

Project Duration:

01.07.2016 to 22.01.2017

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